Women of the YEAR 2021
Dürfen wir vorstellen: Unsere Münchnerinnen des Jahres
Diese Ladys solltet Ihr unbedingt näher kennenlernen! Jede dieser Münchnerinnen hat unsere Stadt nämlich in diesem Jahr mit viel Herzblut und Engagement ein Stück nachhaltiger, gerechter und lebenswerter gemacht. Aber lest am besten selbst, was diese Powerfrauen alles bewegt haben, und lasst Euch von ihnen inspirieren…
Fashion-
Visionärinnen
Sharing statt Shopping! Mit ihrer Fashion-Sharing App Clothesfriends haben die beiden Münchnerinnen Carmen Jenny und Sonja Wunderlich nichts Geringeres als eine nachhaltige Revolution der Modewelt angezettelt. Wiederverwenden statt wegwerfen, mieten statt kaufen, Abwechslung statt Verzicht – so lautet das Motto der beiden Gründerinnen. Statt ständig neue Klamotten zu kaufen, können wir über die App Kleidung und Accessoires ganz easy mieten oder vermieten. So haben wir immer neue Fashion-Pieces im Kleiderschrank, ohne dabei durch neuen Konsum der Umwelt zu schaden. “Durch das Mieten wird die Nutzungsdauer von Kleidung automatisch verlängert. Es werden Emissionen gespart und Abfälle reduziert, die bei der Neuproduktion zustande kommen würden. Durch diesen Ansatz können Nutzer*innen beispielsweise 32kg CO2 sparen, indem sie bewusst auf eine neu produzierte Jeans verzichten und sich diese stattdessen ausleihen”, erklären die Gründerinnen. “Jeder von uns besitzt so ein großes Potenzial, die Modeindustrie aktiv und nachhaltig mitzugestalten. Es ist höchste Zeit, dass wir diese Chance nutzen.”
Food-Retterin
Clever verwerten statt wegwerfen! Alleine in Münchner Privathaushalten landen täglich 165 Tonnen verzehrfähiges Essen in der Mülltonne. Das bedeutet: Alles, was jährlich vom 1. Januar bis zum 30. April produziert wird, wird 1:1 weggeworfen. Lebensmittelverschwendung gehört damit zu einem der größten Probleme in unserer Gesellschaft und ist zudem ein Treiber der Klimakrise! “Viele Menschen haben vergessen, dass sie Wirkung erzielen können. Bei Lebensmittelverschwendung können sie genau das. Wenn jeder 118 Gramm pro Tag weniger wegwirft, retten wir die Welt”, sagt Günes Seyfarth und hat deshalb in München Neuperlach die erste Community Kitchen Deutschlands ins Leben gerufen. Hier werden Lebensmittel gerettet, die ansonsten im Müll landen würden, und zu leckeren Mahlzeiten verarbeitet. Dazu gibt es an Schultagen kostenlose Pausenbrote für die Kids, Ernährungs- und Lebensmittelkunde bei Schnibbel- und Kochstationen für alle Altersgruppen und viele andere gemeinsame Aktivitäten. “Was wir im Community Kitchen München machen? Wir rütteln an den Spinnweben der Menschen im Kopf. Wir tun Sachen, die viele für unmöglich halten und sind damit Vorbild”, so die Gründerin.
Filmreifes Engagement
Mit ihrem Dokumentarfilm “Ein Himmel voller Bienen” macht sich Vanessa Weber von Schmoller stark für die kleinsten Lebewesen auf unserem Planeten. Der Film, den sie zusammen mit ihrer verstorbenen Geschäftspartnerin Olivia Hagemann geplant hatte, soll im kommenden Jahr erscheinen. “Die Idee zu dem Film hatten Olivia Hagemann und ich bereits 2017”, erzählt die Produzentin und Regisseurin. “Wir waren damals durch einige Artikel auf das mysteriöse Sterben der Bienen in den USA aufmerksam geworden. Das hat uns sehr berührt und beunruhigt. Der Film ist ein absolutes Herzensprojekt von mir. Ich möchte damit Bewusstsein schaffen für ein wichtiges Thema, nämlich das leise Verschwinden der Wildbienen und anderer Arten. In meinem Film besuche ich Menschen, die sich aus ganzem Herzen diesem Thema widmen und Lösungen für uns haben, wie wir alle das Artensterben gemeinsam aufhalten können, das mit rasantem Tempo voran schreitet.”
Grenzenlose
Unterstützung
Sie kämpft für mehr Freiheit und Gerechtigkeit für die Menschen, die auf dem Papier keine Heimat haben. Christiana Bukalo weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, keine Staatsangehörigkeit zu besitzen. Da ihre Eltern nach der Flucht aus Westafrika ohne Papiere nach Deutschland kamen, konnte auch Christiana, obwohl sie in München geboren wurde, nicht registriert werden. Durch die Staatenlosigkeit war der Alltag der Münchnerin stets voll von bürokratischen Hürden – egal ob bei der Bewerbung um einen Studienplatz oder beim Reisen. Weil sie nirgendwo Unterstützung und Informationen für Staatenlose und Menschen mit nicht geklärter Staatsangehörigkeit fand, hat Christiana das Projekt Statefree gestartet. Unter www.statefree.world bietet sie Betroffenen nicht nur Infos, sondern auch eine Plattform, um sich untereinander auszutauschen. “Meine Mission ist es, Sichtbarkeit und Community für Staatenlose zu schaffen”, sagt Christiana. “Die Zugehörigkeit zu einem Land sollte nicht meinen Wert definieren und früher oder später sollten wir alle beginnen zu hinterfragen, inwiefern es richtig ist, dass die Nationalität eines Menschen in unserer Gesellschaft eine solche Tragweite und Bedeutung hat.”
Sie motiviert zum Mitreden
Politik ist eine Frage des Alters? Von wegen! Auf der Suche nach Antworten auf die Fragen ihrer Generation beschäftigt sich die 19-jährige Livia Kerp bereits seit sechs Jahren mit politischen Themen und bereitet sie auf ihrem Blog www.liviajosephine.de für ihre junge Leserschaft auf. Dieses Jahr hat sie mit “How to Politik” ihr erstes Buch veröffentlicht, das mit jeder Menge Wissen, Fun Facts, Interviews und Challenges rund um politische Themen informiert und junge Menschen zum Mitreden motiviert. “Mir ist es einfach wichtig, meiner Generation das Thema Politik näher bringen”, so die Autorin. “Denn Politik beginnt schon bei der Auswahl der Zahnbürste und hört mit der Verkehrssicherheit, wie sichere Fahrradwege auf. Daher wollte ich das Thema Politik für meine Generation so darstellen, dass es beim Lesen auch ein bisschen Spaß macht und statt “Hä?”, eben “Ah!” macht. Und dass der große Dressler Verlag mir dazu die Chance gab, war schon eine Bestätigung für mich. Und zusätzlich macht mir das Schreiben einfach riesigen Spaß. So arbeite ich auch schon wieder an einem neuen sehr großen Buchprojekt.”
Vorfahrt für Empowerment
Auf der Überholspur! Sophia Flörsch ist Deutschlands erfolgreichste Rennfahrerin und hat einen feste Platz in der Männerdomäne für sich erobert. In der Saison 2021 startet die Münchnerin erstmals in der DTM – als erste Frau seit knapp 10 Jahren! In ihrer Debüt-Saison gab sie nicht nur auf der Rennstrecke Vollgas, sondern auch darüber hinaus. Ihre Mission: Frauen zu fördern, die Teil des Motorsport werden möchten – sei es als Fahrerin, Ingenieurin oder Teammanagerin, und auch junge Mädchen für die rasante Sportart zu begeistern. “Es mangelt am Nachwuchs im Kindesalter”, so die Rennfahrerin. “Im Motorsport ist der Einstieg eben der Kartrennsport. Ein erster Schritt wäre, wenn öfters Eltern ihre Mädchen einfach mal zu einer Kartbahn mitnehmen– und dort die Mädchen nicht in der Grundangst vor Speed bestärken, sondern wie bei Jungs helfen würden, den natürlichen Respekt zu überwinden. ‘Sich trauen’ lernen. Mädchen Mut zusprechen. Ein wenig Interesse für Technik wecken. Ich bin mir sicher, dass Mädchen auch schnell Freunde und Freundinnen auf der Kartbahn finden. Dann wird aus einem schönen Hobby vielleicht mal eine Sportkarriere.”
Sportliches
Vorbild
Sie hat eine paralympische Medaille aus Tokio mit nach München gebracht! Rad-Sportlerin Denise Schindler gewann in der Bahn-Verfolgung über 3.000 Meter Bronze. “Für mich ist bei den Paralympischen Spielen ein Traum in Erfüllung gegangen: Ich bin meine persönliche Bestzeit gefahren. Mega happy war ich zudem, dass ich gleichzeitig meine insgesamt vierte paralympische Medaille gewonnen habe”, sagt die Athletin, die bei einem Unfall als Zweijährige ihren rechten Unterschenkel verlor. Doch das Schicksal hat sie nicht verzweifeln lassen, sondern noch stärker gemacht. So konnte sie neben den Olympia-Medaillen bereits zahlreiche andere Titel einfahren – von der Deutschen Meisterschaft, über die Weltmeisterschaft bis zum Weltcup-Sieg. Doch die 36-Jährige hat nicht nur den eigenen Erfolg im Blick. So setzt sie sich für Inklusion im Sport ein und möchte als Motivations-Coach & Speakerin auch andere Menschen ermutigen, ihre Träume zu verfolgen und neue Wege zu gehen. “Im Leben gibt es Menschen, die Dir Steine in den Weg rollen. Um etwas zu erreichen, musst du dir denken: „Jetzt erst recht“, so die Münchnerin.
Recycling-Vorreiterin
Mülltrennung in München ist keine einfache Angelegenheit. Wo in anderen Städten Kunststoffabfälle direkt zuhause in den gelben Sack oder die gelbe Tonne geworfen werden können, müssen wir hier leere Shampooflaschen, Joghurtbecher, Getränkedosen & Co. zur Wertstoffinsel tragen. Ganz schön umständlich und gar nicht gut für die Umwelt, weil viele den Weg scheuen oder – wie alte und behinderte Menschen – gar nicht erst bewältigen können. So landet ein Großteil der Plastikabfälle in München im Restmüll. Diese Situation wollte Tamara Ehm ändern und hat mit einer Online-Petition Unterschriften dafür gesammelt, dass das Bring-System für Kunststoffabfälle endlich auf ein Abholsystem umgestellt wird. “Ich lebe seit 8 Jahren in München und seither stört mich die Recyclingsituation in der Stadt”, sagt die Initiatorin. “Das Bringsystem hat zu viele Barrieren, ist nicht inklusiv und hält kurz gesagt viele Münchner:innen davon ab, ihren Verpackunsmüll zu trennen. Deshalb habe die Petition gestartet, um die gelbe Tonne in München einzuführen.” Und einen ersten Erfolg konnte promovierende Physikerin bereits verbuchen: “Das Quorum der Petition und damit eine Stadtratsbefassung wurde erreicht”, so die 26-Jährige. “Ich kämpfe weiterhin dafür, dass bei den neuen Verhandlungen 2023 endlich auch München ein Holsystem bekommt.”
Starke
Leistung
Auf der Judo-Matte gehört diese Münchnerin zu den ganz Großen! Mit dem deutschen Judoteam holte Theresa Stoll die Bronze-Medaille im Mixed-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen in Tokio und sorgte selbst mit dem 3:2 für die Vorentscheidung. “Das Schöne am Judo ist, dass am Ende jeder gewinnen kann”, so die 26-Jährige. “Im Kampf entscheiden oft Millisekunden über Sieg oder Niederlage. Wenn man es schafft, im richtigen Moment eine Wurftechnik anzusetzen und den Gegner auf den Rücken zu werfen, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl.”
Fotos: © Julie March, CLOTHESfriends, © Privat, © Joel Heyd, © Jan Beyer, © Jo Splice, © International Judo Federation (Fotografin: Gabriela Sabau)