Mrs.CITY München
You Are Reading

Art made in München

8
CITY-GOSSIP, CITY-GUIDE

Art made in München

ART made in MUC

Wie kreativ unsere Stadt ist, zeigen diese Münchner Künstlerinnen

Sie bringen uns zum Träumen und zum Nachdenken, machen gesellschaftliche Missstände sichtbar und schenken uns neue Eindrücke und Erkenntnisse: Wir stellen Euch fünf junge Münchner Künstlerinnen vor, die mit ihren Werken weit über die Stadtgrenzen hinaus für Furore sorgen, und lassen uns von ihnen verraten, wie sie zur Kunst gefunden haben, wovon sie sich inspirieren lassen und was die kreative Arbeit für sie bedeutet…

Jenny Forster

JENNY FORSTER

Wie bist du zur Kunst gekommen?
Die Liebe zum künstlerischen Ausdruck war mir schon als Kind gegeben, und doch war mein Weg kein geradliniger. Erst nach einem anderen Studium habe ich mich entgegen aller Vernunft und Stimmen von außen an der Kunstakademie beworben – und wurde genommen. Ab da war es um mich geschehen, und ich ging meinen Weg.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Stilfragen lassen sich aus meiner Sicht immer erst in der Retrospektive beschreiben. Zu meiner Arbeitsweise kann ich jedoch sagen, dass ich mich motivisch im weiten Raum zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion bewege. Technisch arbeite ich ausschließlich auf Papier, weil es mir eine Vielfalt an Handlungsweisen ermöglicht, die ich liebe. Dies reicht vom wässrigen fließen lassen einer Tusche bis hin zur rabiaten Zerstörung von Malschichten mit der Schleifmaschine. Im Spiel mit dem Material oszillieren meine malerischen Aktionen so zwischen Zufall und klaren Entscheidungen. Ich bin im Geschehen. Neue Räume entstehen.

Woher holst du dir deine Inspirationen?
Die Quellen meiner Arbeiten sind ebenso vielfältig wie das Geschehen auf der Bildfläche selbst. Dazu gehören sowohl die formale Orientierung an künstlerische Ausdrucksformen vergangener Zeit als auch meine Auseinandersetzung mit aktuellen philosophischen oder wissenschaftlichen Fragestellungen an das Leben. Trotz konkreter Ausgangspunkte und Bildideen entwickelt sich das Motiv immer erst aus einem längeren Arbeitsprozess heraus. So steckt die Quelle am Ende immer noch in der Arbeit, das Bild hat sich jedoch auf lebendige Weise verselbständigt und steht für sich.

Möchtest du eine Message mit deiner Kunst vermitteln?
Gelungen ist eine Arbeit für mich dann, wenn es gelingt einen Dialog zwischen Bild und Betrachter zu entfachen, der Fragen aufwirft, anstatt Botschaften zu vermitteln. Ein Bild ist eine Einladung an den Betrachter in einen neuen Erfahrungsraum einzutauchen, in die Auseinandersetzung zu gehen und einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Unsicherheit zu verspüren, berührt zu werden, zu staunen, sich zu freuen, abgestoßen zu werden oder Schönheit zu erleben.

Bitte vervollständige diesen Satz: Kunst ist für mich… ein Teil von mir und eine Ressource. Eine Bereicherung und manchmal eine Qual. Ein Ringen und ein Tanz, ein Fluch und ein Segen. Eine begrenzte Fläche, die Offenheit birgt und es mir ermöglicht, meinem Blick auf die Welt Form zu verleihen.

Art by Jenny Forster: “Gestirn V”, 180 x 120 cm, gemischte Technik auf Papier auf Holz, 2018. “Paravent I”, 180 x 120 cm, gemischte Technik auf Papier auf Holz, 2016. “Paravent II (Feuerwind)”, 180 x 120 cm, gemischte Technik auf Papier auf Holz, 2016. “Spiegel 10”, 50 x 35 cm, gemischte Technik auf Papier auf Holz, 2016. Repros: Thomas Lomberg

Dana Greiner

Dana Greiner

Wie bist du zur Kunst gekommen?
Einen Ausdruck habe ich schon sehr früh gesucht. Angefangen in der Grundschule, als ich mit 8 Jahren Choreographien und Tänze entwickelt habe, die ich dann vor der versammelten Schule an den Sommerfesten vorgetragen habe. Damals habe ich noch das Publikum gesucht, das hat sich sehr gewandelt. Dann kam schnell die Kostümphase. Ich hatte auf einem Homeshoppingsender eine kleine Nähmaschine entdeckt und konnte meinen Vater überzeugen, sie mir zu bestellen. Ich habe dann eigentlich fast all meine Kleidung selbst genäht, bzw. umgenäht und habe später im Gymnasium selbstentworfene Kostüme auf „Modenschauen“ präsentiert. Die „Modenschauen“ haben sich über die Jahre immer mehr in Kostümperformances gewandelt und wurden auf unserer Schule schon fast ein wenig legendär. Durch diese Schulaufführungen wurde ich auch 2 mal in das Haus der Kunst eingeladen und habe dort schon früh etwas Museumsluft geatmet. Dann kamen Kostüme für Theaterstücke, wobei ich bald in die Regieassistenz und zuletzt auch in die Regie gerutscht bin. Das Gymnasium hatte ich schon vor dem Abitur abgebrochen, um nach Island zu gehen. Zurück in München habe ich mich dann auf der Kunst FOS beworben. Beim ersten Versuch hatte es jedoch nicht gleich geklappt.
Nach der Fachoberschule hat es mich dann auf die Münchner Einrichtung Imal (International Munich Art Lab) verschlagen, wo ich mich innerhalb eines Kunstfindungsjahres eigentlich eher auf Theater und Film konzentriert habe. Dort hieß es dann plötzlich einmal, in 2 Wochen sei die Bewerbung für die Kunstakademie München. Ich habe die Zeit so gut es ging für eine Mappenvorbereitung genutzt. Jerry Zeniuk hat mich dann tatsächlich aufgenommen. Ich weiß nicht, ob es an den Arbeiten lag, wir haben hauptsächlich über Film gesprochen, während ich ihm meine Arbeiten gezeigt habe, aber er sagte, ich gehöre auf die Akademie. Und so begann das sechsjährige Studium der Malerei und freien Kunst. Erst bei Jerry Zeniuk, darauf folgten Myriam Holme, Thomas Scheibitz und Pia Fries, von der ich 2014 zur Meisterschülerin ernannt wurde und 2017 mein Diplom erhalten habe.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich versuche, offen zu bleiben und arbeite in viele verschiedene Richtungen. Ich beschäftige mich sowohl mit der klassischen Leinwand, als auch mit Raum- und Lichtinstallationen, die mit Musikkompositionen erweitert werden, wie unlängst in der Hamburger Kunsthalle. Momentan bereite ich skulpturelle Arbeiten vor. In der Malerei arbeite ich mit verschiedensten Malmaterialien, die ich zum Teil selbst herstelle, wie Enkaustik, Pigmentmischungen, aber auch einfach mit Acryl, Lacken oder Sprühfarben. Jedoch möchte ich der Materialvielfalt keine Grenzen setzen. Starke leuchtende Farben, mit streng gebrochenen Symmetrien und Geometrie spielen sehr häufig eine Rolle. Aber man findet auch immer wieder einmal komplett andere Arbeiten, die eher kontemplativ, naiv oder technisch anmuten.

Woher holst du dir deine Inspirationen?
Von allen Dingen, die etwas Erhabenes im Kern haben. Das kann man wohl am häufigsten dort finden, wo immer man lieber etwas zu viel hineinglaubt, als zu wenig. Gerade bei Film, Theater, Literatur, Tanz und Musik, die mit allen Möglichkeiten in den Menschen hineinleuchten und wissen, dass es immer noch mehr zu entdecken und zu verstehen gibt, als das was man vor Augen hat. Von dort hole ich mir innere Inspiration. Die Faszination in die Komplexität und Sensibilität der Menschen, und wie man diese, manchmal verbauten, Empfindungen erreichen kann, treibt meine Arbeit an.

Möchtest du eine Message mit deiner Kunst vermitteln??
Seltsamerweise fange ich gerade mit Arbeiten an, denen man eine Art von Message zuschreiben kann. Für mich sind das allerdings Arbeiten, die eine gewisse Melodie haben. Eigentlich haben sie eher mit etwas Musikalischem zu tun. Eine Message darf schon da sein, ohne aber etwas ganz bestimmtes von den Betrachtern einzufordern. Eher vielleicht eine Stimmungsvorgabe mit Kniff, der aber immer einer fortschreitenden Idee untergeben ist. Das fühlt sich dann sehr schnell politisch an. Wer weiß, vielleicht ist das, woran ich gerade arbeite, aber auch wirklich politisch.

Bitte vervollständige diesen Satz: Kunst ist für mich… persönlich, die Erschaffung vieler unterschiedlicher Welten, deren Mittelpunkt der Mensch ist, der sie erfasst. Und wieder andere Menschen sich einigen, diesen Welten einen flexiblen Wert zuzuschreiben.

Art by Dana Greiner: “stay calm, think thrice”, acrylic media, acrylic marker, vinyl, graphit, iron, spray paint on canvas, 140 x 180 cm, 2021. Ausstellungsansicht Rauminstallation in der Hamburger Kunsthalle. “preplex (mr. bighead)”, spray paint on acrylic glass in lacquered wooden frame, 120 x 85 cm, 2020.

Iris Marisa Neuner

IRIS MARISA
NEUNER

Wie bist du zur Kunst gekommen?
Ich hatte das Glück, dass in direkter Nachbarschaft zu meinem Elternhaus in Tirol ein namhafter Künstler sein Atelier hatte und ich schon als kleines Mädchen dort viel Zeit verbringen durfte. Ich nenne diese Beziehung zwischen mir und meiner Kunst “den Sog” und dieser Sog holte mich in meinem Leben immer wieder ein und ich bin seit 15 Jahren im vollständigen Totalsog!

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Minimalisch / zeitlos.

Woher holst du dir deine Inspirationen?
Ich lasse mich sehr viel von Architektur, Stein, Beton und vor allem aber Marmor inspirieren!

Möchtest du eine Message mit deiner Kunst vermitteln?
Durch meine schweren plastischen Texturen möchte ich Stärke & Kraft vermitteln!

Bitte vervollständige diesen Satz: Kunst ist für mich… ganz einfach nur FREIHEIT!

Art by Iris Marisa Neuner: Arbeiten aus der Serie “Malista” in verschiedenen Formaten. Texturen nach eigenen Verfahren auf beige Italien organic linen.

Alina Grasmann

Alina Grasmann

Wie bist du zur Kunst gekommen?
Gemalt habe ich eigentlich seit ich denken kann. Und irgendwie stand auch schon sehr früh für mich fest, dass ich dann auch Kunst studieren möchte. Ich hatte da allerdings eine recht romantische und kindliche Vorstellung vom Leben als Malerin. Was es wirklich heisst hauptberuflich Künstlerin zu sein habe ich erst im Laufe des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München und an der Universität für Angewandte Kunst in Wien verstanden.
Trotzdem fühlte es sich dann nach dem Diplom erstmal an wie ein Sprung ins kalte Wasser. Heute kann ich mir aber keinen schöneren und erfüllenderen Beruf vorstellen.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich male hauptsächlich großformatig und in Öl auf Leinwand und ich arbeite in Serien. Alle meine Serien befassen sich mit bestimmten Orten, denen ich mich in meiner malerischen Auseinandersetzung annähere. Ich würde sagen, ich male sehr realistisch und trotzdem würde ich meine Bilder irgendwo in fliessenden Übergängen zwischen Fiktion und Realität verorten.

Woher holst du dir deine Inspirationen?
Mich inspirieren besondere Architektur und außergewöhnliche Orte, die ich auf meinen Reisen entdecke. Im Moment vor allem auf Reisen durch die USA.
Oft kommt es vor, dass ich vorher schon durch Literatur oder Filme auf bestimmte Orte aufmerksam werde und dies dann auch der eigentliche Auslöser für meine Reise ist. Ich mache mir dann schon vor der Reise unterbewusst ein Bild des Ortes, gleiche dieses dann mit der Realität ab und halte es in fotografischen Skizzen fest.

Möchtest du eine Message mit deiner Kunst vermitteln??
Eine bestimmte Message kann ich gar nicht betiteln. Aber ich glaube, dass man als KünstlerIn immer auch seine Weltanschauung in die Arbeiten mit einfliessen lässt und dass diese dann auf die eine oder andere Art in den Bildern sichtbar wird.
Manchmal habe ich das Gefühl meine Räume ähneln barocken Wunderkammern, gefüllt mit Gegenständen die in ihrer Kombination meine Weltsicht abbilden.

Bitte vervollständige diesen Satz: Kunst ist für mich… eine Ausdrucksform, die unser Dasein beschreibt, und über das Sicht- und Erlebbare hinausgeht.

Art by Alina Grasmann: “Sculpting in Time 1”, 2020, Öl auf Leinwand, 130 x 180 cm. “Sculpting in Time 06”, 2020, Öl auf Leinwand, 130 cm x 180 cm. “The Montauk Project (how did I encourage you)”, 2019, Öl auf Leinwand, 100 x 140cm. Portraitbild der Künstlerin: Kata Sopcic

Rosa Kammermeier

Rosa Kammermeier

Wie bist du zur Kunst gekommen? 
Dass ich einen kreativen Beruf machen möchte, war mir schon früh klar, und irgendwie gab es für mich auch gar keinen anderen Weg. Darüber bin ich sehr dankbar, über diese Sicherheit! Bestimmt wurde diese Sicherheit auch durch meinen Grossvater bestärkt, der selbst Landschaftsmaler ist. Durch ihn habe ich schon früh angefangen, zu malen und zu zeichnen, danach kam ganz klassisch, der Kunst LK und dann ein Designstudium. Obwohl ich von aussen häufig als „Künstlerin“ bezeichnet werde, tue ich mich selbst damit etwas schwer. Meine Arbeiten sind ja doch sehr angewandt und bewegen sich mehr im Bereich Grafik und Illustration. 

Wie würdest du deinen Stil beschreiben? 
Mein Stil wandelt sich stark! Vor einem Jahr waren meine Arbeiten noch sehr linear, mittlerweile sind sie eher flächig und sehr farbig. Reduziertheit ist mir sehr wichtig, Klarheit. 

Woher holst du dir deine Inspirationen?
Ich liebe die Kunst von Jan van Eyck: Ich liebe die Klarheit in seiner Malerei, den Umgang mit Mustern und Stofflichkeit, die Gesichtsausdrücke und seine Nutzung der Leinwand.  Ausserdem liebe ich Ein-Blatt-Holzschnitte aus dem 15. Jahrhundert und ihre Reduziertheit und die Darstellung von Körpern darin. Viel Inspiration kommt tatsächlich auch über Instagram und Pinterest, und aus der Mode.

Möchtest du eine Message mit deiner Kunst vermitteln??
Ich möchte gesellschaftliche Werte, diverse Bilder von Weiblichkeit und starke Körperformen vermitteln.

Bitte vervollständige diesen Satz: Kunst ist für mich… ein weiter Begriff.

Art by Rosa Kammermeier. Portraitfoto der Künstlerin: Sven Jürgensmeier


Das könnte Dich auch interessieren


DIESE ARTIKEL SIND AKTUELL BELIEBT